Zehn Jahre ist es her, dass sich die Weltgemeinschaft in Paris auf ein gemeinsames Ziel verständigt hat: die Erderhitzung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen – möglichst auf 1,5 Grad. Eine Bilanz.
Die Lage ist ernst. Die globalen Treibhausgasemissionen sind weiterhin auf einem Höchststand, die Folgen der Klimakrise treffen Menschen weltweit schon heute. Viele Wissenschaftler*innen warnen, dass das 1,5-Grad-Ziel kaum noch erreichbar ist. Aktuelle Prognosen zeigen: Ohne zusätzliche Anstrengungen steuern wir auf eine Erhitzung von rund 2,6 bis 2,8 Grad zu – mit massiven Risiken für Wohlstand, Sicherheit und Leben.
Gleichzeitig wäre es falsch, das Pariser Abkommen für gescheitert zu erklären.
Paris wirkt – wenn gehandelt wird
Vor dem Abkommen von Paris lag die erwartete Erderhitzung bei mindestens 3,6 Grad bis 2100. Heute ist dieser Wert deutlich gesunken. Das zeigt: Klimaschutz wirkt, wenn er konsequent umgesetzt wird.
Erneuerbare Energien sind weltweit auf dem Vormarsch und inzwischen die günstigste Form der Stromerzeugung. Auch in Deutschland gab es in den vergangenen Jahren echte Fortschritte – etwa beim Ausbau von Wind- und Solarenergie oder beim Umbau der Industrie. Diese Entwicklungen sind kein Zufall, sondern Ergebnis politischer Entscheidungen.
Umso problematischer ist der aktuelle Kurswechsel.
Bundesregierung bremst statt zu führen
In Deutschland und Europa geraten Klimaziele zunehmend unter Druck. Die schwarz-rote Bundesregierung bremst zentrale Klimaschutzmaßnahmen oder schwächt sie ab – national wie auf EU-Ebene. Statt Planungssicherheit gibt es neue fossile Abhängigkeiten: Festhalten an Gas, Verzögerungen beim Verbrenner-Aus, unzureichender Ausbau von Netzen und Speichern.
Die Folgen sind absehbar. Laut Projektionsbericht 2025 werden vor allem die Sektoren Verkehr und Gebäude ihre Klimaziele weiterhin deutlich verfehlen. Das ist nicht nur klimapolitisch fahrlässig, sondern auch wirtschaftlich kurzsichtig. Denn je länger wir unzureichend handeln, desto höher werden die Kosten – etwa durch den Zukauf von Emissionszertifikaten oder mögliche Strafzahlungen wegen verfehlter Vorgaben.
Auch die Menschen merken das: Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Bevölkerung findet, die Bundesregierung tue zu wenig für den Klimaschutz.
Klimaschutz ist eine Chance – kein Ballast
Trotz der schwierigen Lage gibt es Grund zur Hoffnung. Das Abkommen von Paris ist weiterhin der globale Referenzrahmen. Die große Mehrheit der Staaten hält an den Klimazielen fest. Auf internationaler Ebene, bei Städten, Kommunen und in der Zivilgesellschaft wird weiter intensiv gearbeitet – zuletzt auch auf der COP30.
Klimaschutz ist längst mehr als Umweltpolitik. Er ist eine zentrale Zukunftsfrage für Wettbewerbsfähigkeit, Wohlstand und gute Arbeit. Europa zeigt seit Jahren, dass wirtschaftliches Wachstum und sinkende Emissionen zusammengehen können – unter anderem dank des Emissionshandels und gezielter Investitionen.
Deutschland trägt dabei eine besondere Verantwortung. Wir gehören weiterhin zu den größten CO₂-Emittenten weltweit. Gleichzeitig verfügen wir über enormes Wissen, technologische Stärke und Kapital. Diese Ressourcen müssen wir nutzen – konsequent und jetzt.
Es ist nicht zu spät – aber es braucht Mut
Beim Klimaschutz gilt: Jeder Beitrag zählt. Doch das Zeitfenster schließt sich. Kanzler Friedrich Merz kommt deshalb eine Schlüsselrolle zu. Er muss seine Führungsverantwortung wahrnehmen und Klimaschutz zur Priorität machen – national, europäisch und international. Was es braucht, sind verlässliche Rahmenbedingungen, ausreichende Finanzierung und der Mut, den fossilen Rollback zu stoppen.
Klimaschutz darf dabei nicht lähmen, sondern muss ermächtigen. Menschen wollen Lösungen sehen – und sie wollen handeln. In Kommunen, in Unternehmen, in Initiativen und durch politische Forderungen.
Zehn Jahre nach Paris ist klar: Das Abkommen ist nicht das Ende der Aufgabe, sondern ihr Anfang. Jetzt geht es darum, aus den Zielen Realität zu machen – für eine gesunde Erde, für unsere Zukunft und für kommende Generationen.