Am 27.11.2025 habe ich im Deutschen Bundestag eine Rede im Rahmen der Haushaltsberatungen des BMLEH für 2026 gehalten, die genutzt habe, um auf das große Leider der wissenschaftlich genutzten Tiere hinzuweisen.
Nachfolgend die Rede im Wortlaut und als Video zum Nachschauen.
Dr. Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte heute über ein Thema sprechen, das leider sehr wenig thematisiert wird, aber in Ihr Haus gehört, Herr Rainer. Zu diesem Thema haben wir auch einen Antrag gestellt. Ich möchte Sie einen Moment um Ihre Vorstellungskraft bitten; denn ich glaube, manche Themen kann man nur dann verstehen, wenn man wirklich versucht, sich in andere hineinzuversetzen.
Stellen Sie sich vor, Sie sind in einem engen Käfig, in einem hermetisch abgeschirmten Raum. Jeden Tag bekommen Sie eine Magensonde durch den Hals in Ihren Magen gelegt. Durch diese Sonde läuft Flüssigkeit, von der Ihnen übel wird. Jeden Tag, wochenlang. An einem Tag – das kann passieren bei so einer Prozedur – landet die Magensonde versehentlich in Ihrer Luftröhre. Die Flüssigkeit läuft Ihnen in die Lunge, und Sie kämpfen ums Überleben. Stundenlang. Irgendwann kommt dann ein Mann in einem weißen Kittel zu Ihnen an den Käfig und erklärt Ihnen: Dieses Leid, Ihr Leid, das Sie da erleben, jeden Tag, ist notwendig – für die Wissenschaft.
– Das ist keine Szene aus einem Horrorfilm. Das passiert in Deutschland. Es passiert nicht mit Menschen – das wäre ja moralisch höchst fragwürdig; wir würden dem als Gesellschaft hoffentlich sofort einen Riegel vorschieben –, aber es passiert mit Tieren in deutschen Versuchslaboren. Denn bei Tieren ist die Bereitschaft, nicht so genau hinzuschauen, häufig höher, und das ist wirklich tragisch. (Beifall des Abg. Helge Limburg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Diese Szene, die ich gerade beschrieben habe, habe ich nicht erfunden. Sie wurde mir geschildert von einem Kontrolleur von Tierversuchen, der beschrieben hat, dass so was zum Beispiel bei der Chemikalienprüfung in Deutschland vorkommen kann. Natürlich gibt es keinen Mann im weißen Kittel, der irgendwas erklärt. Für die Tiere bleibt es ein Geheimnis, wieso sie jeden Tag solche Schmerzen erleben müssen. Der Kontrolleur hat mir auch erzählt, dass für ihn die Nächte das Schlimmste sind; denn die Tiere sind nachts häufig vollkommen alleine. Wenn ein Tier erstickt oder schwere Symptome zeigt, dann kommt niemand, um zu helfen. Das Tier stirbt einfach tragisch dahin.
Die Zuständigkeit für Tierversuche liegt in Deutschland im Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Wir finden es sehr schade, dass bislang keinerlei Zukunftsvision zu erkennen ist, wie wir in Deutschland einen Ausstieg aus den Tierversuchen schaffen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der Linken) Denn die Gesellschaft ist längst so weit, auch die Industrie ist so weit. Es wird endlich gefordert, mehr auf die Alternativen zu setzen. 3,5 Millionen Tiere sind aktuell in deutschen Tierversuchslaboren im Einsatz. Manche Versuche sind brutaler, manche sind nicht so brutal.
Es fließen Unmengen an Steuergeld in die Tierversuche. Wir wissen gar nicht, wie viel Geld das genau ist; denn es gibt keine offiziellen Zahlen. Eines ist aber klar: Es ist deutlich mehr als in die Alternativen. Herr Minister Rainer, in Ihrem Ministerium liegt eine Strategie bereit. Ihr Vorgänger Cem Özdemir hat sie erarbeiten lassen, gemeinsam von Wissenschaft, Industrie und dem Tierschutz. Sie müsste jetzt veröffentlicht und umgesetzt werden. Wir bitten Sie darum. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Kommende Woche gibt es im Petitionsausschuss eine öffentliche Sitzung, wo es genau darum geht, – Vizepräsidentin Andrea Lindholz: Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss. Ihre Redezeit ist abgelaufen. Dr. Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): – Tierversuche zu beenden. Wir werden sehr genau schauen, wie sich die Regierungskoalition verhält. Vizepräsidentin Andrea Lindholz: Würden Sie bitte zum Schluss kommen! Dr. Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Und wir hoffen, dass die Gesellschaft das auch tut. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)