Am 09.10.2025 habe ich im Deutschen Bundestag eine Rede zu einem Antrag der Linken zum Thema der steigenden Lebensmittelpreise gehalten.
Leider wurde meine Rede von Seiten der AfD massiv durch Zwischenrufe gestört. Nachfolgend die Rede im Wortlaut und als Video zum Nachschauen.
Dr. Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir diskutieren heute über Lebensmittelpreise, und wir diskutieren über Mogelpackungen. Aber in Wahrheit geht es um was viel Existenzielleres bei der Debatte, nämlich um die Frage: Welche Lebensmittel können wir uns eigentlich leisten, und was konsumieren wir entsprechend?
Der Lebensmittelmarkt in Deutschland funktioniert ja wie ein mittelmäßiger Mafiafilm. Der Glamour fehlt, aber die Opfer sind real. Und das sind tatsächlich wir alle; denn wir alle müssen natürlich einkaufen. Auf der einen Seite haben wir die großen Lebensmittelkonzerne; das sind die Paten. Da sind Nestlé, Kellogg’s und Co, und die machen wirklich einen fetten Reibach. Auf der anderen Seite stehen die Landwirtinnen und Landwirte, die sich tatsächlich häufig fragen müssen, wie sie mit ihrem Betrieb über die Runden kommen. Und dann gibt es noch die Verbraucherinnen und Verbraucher. Auch die werden mächtig ausgenommen, und zwar auf der anderen Seite, nämlich an der Supermarktkasse. Das ist keine gute Situation, muss man ganz ehrlich sagen.
In den letzten vier Jahren sind die Lebensmittelpreise in Deutschland um knapp ein Drittel gestiegen, und für viele Menschen ist das wirklich existenziell. Gerade gesunde Lebensmittel können sich nicht mehr alle leisten. (Bernd Schattner [AfD]: In drei davon haben die Grünen regiert!) – Liebe AfD, Sie müssen nicht immer reinschreien. Das ist wirklich peinlich an dieser Stelle. (Bernd Schattner [AfD]: Können wir aber! – Weitere Zurufe von der AfD) – Ja, können Sie machen, aber es ist wirklich peinlich, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Linken – Bernd Schattner [AfD]: Bei so viel Dummheit!) gerade wenn junge Frauen hier am Redepult über solche wichtigen Themen wie Lebensmittelpreise sprechen. Ich weiß, Ihnen ist das vollkommen egal; aber gerade wir – die Linken, die Grünen, die SPD – möchten darüber reden, und das Recht haben wir auch. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Ina Latendorf [Die Linke] – Bernd Schattner [AfD]: Wir können Sie nicht ernst nehmen, tut mir leid!) Kommen wir zurück zum Thema. Auf der einen Seite – –
(Stefan Schröder [AfD]: Das liegt am Totalversagen eures Wirtschaftsministers!) – Jetzt wirklich! – Also, ich muss auch sagen: Herr Präsident, ich fände es wirklich – – (Zurufe von der AfD: Oh!) – Ja, nee, man wird hier bei der Rede gestört. Das ist einfach todespeinlich. (Stefan Schröder [AfD]: Was haben denn die Linken gemacht?)
Vizepräsident Bodo Ramelow: Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte wirklich darum bitten, dass wir der Person, die hier vorne steht, auch zuhören (Stefan Schröder [AfD]: Und was war mit den Linken?) und dass wir hier Argumente austauschen und uns nicht gegenseitig stören. Dass ich, wenn hier vorne eine junge Frau steht, von dieser Seite nur männliches Gebrüll höre, (Dr. Alaa Alhamwi [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!) finde ich nicht akzeptabel. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der Linken sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Stefan Schröder [AfD]: Bei den Linken wurde nichts gesagt! Interessant!)
Dr. Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ja, ganz herzlichen Dank. – Ich fahre fort. Was macht die Industrie in einer solchen Situation? Die tauscht gerne mal teure Inhaltsstoffe gegen günstigere Inhaltsstoffe aus, oder sie schrumpft Packungen, und zwar, ohne dass die Verbraucherinnen und Verbraucher das erkennen können. Dass es dafür Lösungen gibt, zeigt Frankreich. Dort muss, zwei Monate nachdem eine Packungsgröße geändert wurde, das klar im Supermarkt kenntlich gemacht werden. Auch wenn das vielleicht nicht die ultimative Lösung ist: Wir müssen doch alles geben für mehr Verbrauchertransparenz in der Lebensmittelkette. Das sind wir den Menschen schuldig, damit Leben in Deutschland endlich wieder bezahlbarer wird. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ina Latendorf [Die Linke])
Während Menschen in Deutschland sich fragen, wie sie sich endlich gesünder ernähren können, ist es tatsächlich so, dass die Bundesregierung nicht etwa ein Programm für gesunde Ernährung auflegt, sondern – und jetzt kommt’s – Alkoholwerbung finanziert. Tatsächlich: 1 Million Euro werden gerade aufgebracht, um eine Weinwerbung, eine Weinkampagne durchzuführen. Klar, es ist so: Der Alkoholkonsum in Deutschland geht zurück. Die Winzerinnen und Winzer haben damit ein Problem, und wir müssen da auch Lösungen finden. Aber es wird doch wohl bessere Lösungen geben, als die Menschen dazu zu bringen, mehr Drogen zu konsumieren. Und ja, Alkohol ist eine gefährliche Droge, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der AfD) auch wenn vielleicht gesellschaftlich akzeptiert, gerade bei der CSU. Unser Landwirtschaftsminister ist leider ein Lobbyminister: – Vizepräsident Bodo Ramelow: Frau Kollegin, jetzt muss ich von hinten mahnen. Dr. Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): – ein Lobbyminister für Alkohol, ein Lobbyminister für die Fleischindustrie, die Agrargroßindustrie – Vizepräsident Bodo Ramelow: Frau Kollegin! Dr. Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): – und nicht für unsere Gesundheit. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Sie entschuldigen, dass ich leicht überzogen habe, aber das Gebrüll hier von der Seite war wirklich unerträglich heute. (Bernd Schattner [AfD]: Dann bleib zu Hause! – Zuruf des Abg. Stephan Protschka [AfD])