Am 13.11.2025 habe ich im Deutschen Bundestag eine Rede zum von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Tierarzneimittelgesetzes gehalten.
Nachfolgend die Rede im Wortlaut und als Video zum Nachschauen.
Dr. Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist jetzt 23:41 Uhr. Das ist normalerweise eine Plenumszeit, wo Debatten geführt werden, bei denen man nicht möchte, dass viele Menschen die mitbekommen. Dabei geht es heute um nicht weniger als um eine der größten gesundheitlichen Gefahren unserer Zeit, nämlich den massenhaften Einsatz von Antibiotika in unserer Tierhaltung.
(Dieter Stier (CDU/CSU): Nein, es geht um gesunde Tiere!)
Hunderte Tonnen von Antibiotika landen jedes Jahr in Futtertrögen von Tieren. Und das sind ja wirklich keine harmlosen Hustenbonbons, das ist die Lebensversicherung unserer Medizin; darum geht es wirklich. Sie müssen sich vorstellen: Mit jeder einzelnen Gabe von Antibiotika steigt das Risiko der Entstehung von multiresistenten Keimen. Und die Antibiotika bleiben ja nicht einfach im Stall; sie kommen über Fleisch, sie kommen über Arbeitskleidung, sie kommen über Gülle auch zu uns.
(Dieter Stier (CDU/CSU): Was zeichnen Sie denn wieder für Bilder!)
Stellen wir uns jetzt das Szenario vor: Ihr Kind bekommt eine Lungenentzündung mit genau so einem Erreger, und kein einziges Antibiotikum hilft noch. Das ist keine Science-Fiction, das passiert in Deutschland jeden Tag, mit Tausenden von Toten, jetzt schon.
(Zuruf des Abg. Johannes Steiniger (CDU/CSU))
Die Tendenz ist steigend, wenn wir dieses Problem nicht endlich in den Griff bekommen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Und das Ganze hat System: Das ist das System der Massentierhaltung. Ein Stall mit 20 000 Hühnern. Nur ein einziges Tier davon wird krank, und jedes einzelne dieser 20 000 Tiere wird mit Antibiotika behandelt; das nennt sich Metaphylaxe.
(Hermann Färber (CDU/CSU): Quatsch! Reden Sie doch nicht so einen Blödsinn! Das stimmt doch gar nicht! - Dieter Stier (CDU/CSU): Wo haben Sie das denn her!)
Das kann so nicht sein, das kann so nicht weitergehen!
Heute höre ich vor allen Dingen: „alles überreguliert“, und: „Es gibt kein richtiges Problem.“ Ich glaube, der Regierung ist gar nicht bewusst, wie groß und wie drastisch dieses Problem eigentlich ist. Billiges Fleisch, billige tierische Produkte kosten unsere Gesellschaft am Ende den höchsten Preis.
(Johannes Steiniger (CDU/CSU): Das sind ja Verschwörungstheorien!)
Ich glaube, 23:43 Uhr ist nicht der richtige Zeitpunkt, um solche wichtigen Debatten zu führen.
Vielen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)