Karlsruher Bäckereibetriebe berichten von dramatischer Situation
Bäckereien, Fleischereien und andere Gewerke der Lebensmittelherstellung stehen unter Druck. Zu dem Konzentrationsprozess und weiteren, seit Jahren bekannten Herausforderungen kommen nun die hohen Energiepreise durch Russlands Angriffskrieg.
Ich habe mich zu einem intensiven Austausch mit Geschäftsführer*innen, Innungsmitgliedern sowie Obermeister Karl-Heinz Jooß in der Geschäftsstelle der Badischen Backstube in Ettlingen getroffen und nehme aus dem Gespräch vieles mit nach Berlin. Neben steigenden Rohstoff- und Energiepreisen sind es vor allem Zukunftsängste, die die Bäcker*innen umtreiben.
Wir Grüne setzen uns für den Erhalt und die Stärkung des Lebensmittelhandwerks ein, denn es ist – wie die bäuerliche Landwirtschaft – systemrelevant. Regionale handwerkliche Verarbeitungsstrukturen sind wichtig für ein unabhängiges, nachhaltiges Ernährungssystem, lebendige ländliche Räume und widerstandsfähige Ökosysteme. Corona-Pandemie, Klimakrise und nicht zuletzt Putins Angriffskrieg machen deutlich, wie wichtig dezentrale Strukturen und regionale Wertschöpfungsketten für den Erhalt einer krisensicheren Nahversorgung sind.
Die Bäckereien im Dorfzentrum oder im Kiez sind dazu wichtige soziale Treffpunkte und bedeutender Teil kultureller Identität. Nicht umsonst wird die deutsche Brotkultur seit 2014 mit ca. 3.200 eingetragenen Brotsorten zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO gezählt. Die Innovationskraft und das Know-how der handwerklichen Betriebe im Lebensmittelbereich sind wichtig für den Wandel in der Land- und Ernährungswirtschaft.
Das Lebensmittelhandwerk ist energieintensiv. Die hohen Kostensteigerungen bei Energie und den Rohstoffen können nicht voll weitergegeben werden, weil die Kunden aufgrund der hohen Inflation auf die Discounter ausweichen. Für viele Betriebe geht es jetzt um ihre wirtschaftliche Existenz, manche stehen nach jahrzehntelanger Arbeit und Tradition in der Familie vor der Betriebsaufgabe.